Seit Anfang der 50er Jahre hat Mintraching keine Musikkapelle mehr. Für bestimmte Anlässe wie z.B. Fronleich-namsprozessionen etc. werden Ludwig Riedhammer mit Teilen der Auerbacher Bergmannsknappenkapelle her-beigeholt. Der Musikmeister Ludwig Riedhammer besucht dann im Sommer 1960 mit seiner neu gegründeten Knabenkapelle Auerbach sein Heimatdorf. In der Familie Hintermeier kommt die Idee auf, so eine Jugendkapelle auch in Mintraching aufzuziehen. Es wird Verbindung zu Ludwig Riedhammer aufgenommen und potentielle Mit-glieder werden geworben. Ludwig Riedhammer erklärt sich bereit, die Ausbildung zu übernehmen. Mit Hilfe der kath. Landjugend und dem Ortspfarrer Andreas Birner wird Geld für die Erstausstattung gesammelt und so kann die „Landjugendkapelle Mintraching“ gegründet werden. Mit der Ausbildung wird im Februar 1961 begonnen. An Kirchweih findet schon das erste kleine Konzert unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Die folgenden Jahre sind von Höhen und Tiefen geprägt. Einige Mitglieder erkennen, dass mangelndes Talent auch nicht durch intensives Üben ausgeglichen werden kann und verlassen die Gruppe. Neue Musikanten kommen hin-zu. So schwankt die Mitgliederzahl zwischen 12 und 22. Der ursprüngliche Ausbilder Riedhammer muss diese Posi-tion aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Nach einer schwierigen Suche kann der ehemalige Militärmusiker Felix Endres gewonnen werden. Auch ein geeignetes Probenlokal zu finden, gestaltet sich schwierig: Der Förgsaal kann im Winter nicht beheizt werden, andere Optionen scheiden wegen schlechter Akustik aus. Unter anderem wird im Kesselhaus der Brennerei von Hans Holzer, in der Backstube der Bäckerei Stierstorfer und in verschiede-nen Garagen und Lagerhallen geprobt. Schließlich landet man in der Garage von Hans Parzefall in Schwaighof. Hier kann im Winter geheizt werden und mit Beschwerden der Anwohner ist nicht zu rechnen. Bis zum Ende der 60er Jahre kann sich die Kapelle im Landkreis als verlässlicher Partner für Festzüge, Tänze und Bierzelt-Unterhaltung etablieren. Auch ein Repertoire für kirchliche Feste und feierliche Anlässe wird erarbeitet.
Nach der Gründerzeit entwickelt sich die Kapelle weiter. Der Name „Landjugendkapelle“ scheint nicht mehr richtig zu passen. Deshalb wird ab 1972 der Name „Blaskapelle Mintraching“ eingeführt. Um ein einheitliches Erschei-nungsbild zu bekommen, wird eine erste „Tracht“ besorgt. Mit dem, was man allgemein unter „Tracht“ versteht, hat diese einheitliche Kleidung aber wenig zu tun. Zu diesem Zeitpunkt kommt eine richtige oberpfälzer bzw. nie-derbayerische Tracht wegen der hohen Kosten nicht in Frage. Außerdem erscheinen die langen Joppen für den Einsatz zu unpraktikabel. Erst später wird in Zusammenarbeit mit dem Kreisheimatpfleger die erneuerte oberpfäl-zer Tracht eingeführt. 1974 tritt die Blaskapelle Mintraching dem Nordbayerischen Musikbund bei. Das Repertoire wird ständig erweitert. Zur Bierzeltunterhaltung in den siebziger Jahren gehören neben den Mär-schen und Polkas vor allem Schunkellieder und aktuelle Schlager. So werden auch Hits wie „Sieben Fässer Wein“, „Fiesta Mexicana“ und „Dschingis Khan“ eingeübt. Darüber hinaus werden gerne Potpourris im Stil von Bert Ka-empfert oder James Last gehört und gespielt. 1978 erweist sich die Anschaffung der Noten zu „Buenos Dias Ar-gentina“ als Fehlinvestition. Nach dem frühen Ausscheiden der deutschen Mannschaft will das niemand mehr sin-gen oder hören. Für die Abende im Bierzelt wird die Anschaffung von Verstärkern und Effektgeräten notwendig. Es geht los mit dem „Eminent“ von Dynacord. Das Röhrengerät hat 4 Mikrofoneingänge und eine Ausgangsleistung von sage und schreibe 80 Watt. Vor der Verwendung muss es erst einmal auf Stufe 1 vorheizen bevor man es dann auf Stufe 2 verwenden kann. Unvergessen bleibt ein Abend, an dem der neue Festplatz bei einem Gewitterregen knietief überschwemmt wird. Während die Kapelle das Lied vom toten Fisch im Wasser zum Besten gibt, versuchen einige Gäste - vom Alkohol-konsum und der Stimmung getrieben - in den Fluten nach dem besagten Fisch zu tauchen…
Anfang der achtziger Jahre wird wieder eine größere Gruppe Nachwuchsmusikanten angeworben. Diese Gruppe bildet heute das Rückgrat der Kapelle. Für die Proben am Freitagabend steht jetzt das Sitzungszimmer in der Turnhalle zur Verfügung. Damit haben die Provisorien endlich ein Ende gefunden. Seit Fertigstellung der neuen Grundschule wird in der dortigen Aula geprobt. Dieser Raum ist vom Platzangebot und der Akustik optimal. Mit der neuen Tracht wird auch am Trachten- und Schützenzug auf dem Oktoberfest teilgenommen. Um die sieben Kilometer zu bewältigen, müssen aber Gastmusiker aus umliegenden Kapellen rekrutiert werden.
Auch in die Elektronik wird wieder investiert. Mittlerweile kommen ein Mischpult mit 12 Kanälen und Endstufen mit 600 Watt zum Einsatz. Die ersten vollelektronischen Echo- und Hallgeräte verbessern die Übertragung in den Bierzelten. Allerdings bleibt der Betrieb schwierig. Vor allem bei den Ansprachen in den Zelten zeigt sich, dass kein Verstärker in der Lage ist, eine dünne Sprechstimme für alle hörbar zu machen.
Im Jahr 1985 kann das 25-jährige Jubiläum im Zusammenhang mit einem Kreismusikfest gefeiert werden. Alle noch lebenden Gründungsmitglieder werden geehrt. Drei von ihnen sind noch immer aktiv dabei. Auf dem Programm stehen Auftritte von befreundeten Kapellen aus dem Landkreis und aus Auerbach. Am Festsonntag findet ein Sternmarsch mit 3 unabhängigen Zügen statt, die sich dann an der Sportanlage treffen. Auf dem Fußballplatz gibt es ein Gemeinschaftskonzert aller anwesenden Kapellen. In der Festschrift wird zum ersten Mal die Geschich-te der Blaskapelle Mintraching und ihrer Vorgänger beschrieben. Zum Festausklang am Montag sorgen dann die „Lazy Bones“ für Stimmung. Nicht zuletzt aufgrund der Gastronomie-Erfahrung des Mitglieds Alex Korikis wird das Fest auch finanziell zum Erfolg.
Im Sommer 1989 reist die Kapelle auf Einladung des dortigen Musikvereins zu einem Sommerfest nach Aichhalden/ Schwarzwald, um dort ein Gastkonzert zu absolvieren. Für alle Musikanten wird es ein erlebnisreiches Wochenende, bei dem natürlich auch das Musizieren - teilweise auch gemeinsam - nicht zu kurz kommt. Mit dem Versprechen auf einen Gegenbesuch verabschiedet man sich.
Die 90er Jahre sind für den Fortbestand der Kapelle von Bedeutung. 3 Mädchen und 2 Buben beginnen im Herbst 1990 ihre Ausbildung. 1992 kommt noch einer dazu. Von ca. 11 Musikern anfangs des Jahrzehnts steigt die Anzahl ab 1992 auf 19 Mitglieder. Damit lassen sich auch größere Feste gut umrahmen. Beim Burschenfest 1992 kann dann auch der Musikverein Aichhalden seinen Gegenbesuch einlösen. Er sorgt am Samstagabend für gehobene Unterhaltung im Bierzelt und marschiert am Sonntag fleißig mit. Der Verein reist mit großem Anhang an und nur dank der eifrigen Mithilfe der Mintrachinger Bürger können alle Gäste aufgenommen und gut versorgt werden. 1997 verlässt die Kapelle den Nordbayerischen Musikbund. Eine weitere Mitgliedschaft erscheint nicht mehr sinn-voll. Neben den Standardveranstaltungen im Jahresablauf, bei denen nur wenige Stunden zu spielen sind, gibt es auch größere Gründungsfeste, bei denen in 3 Tagen 20 Stunden oder in 2 Tagen gleich 22 Stunden zu bewältigen sind. Dabei sticht besonders ein Fest in Holztraubach heraus, bei dem die Musikanten während des Wochenendes nur gefühlte 3 Stunden zu Hause sind - eine Aufgabe, die man nur mit starker Besetzung durchhalten kann. Solche Veranstaltungen gehören aber mittlerweile der Vergangenheit an. Die Veranstalter teilen die Musik bei einem großen Fest auf mehrere Kapellen und Stilrichtungen auf. In den Bierzelten setzt sich immer mehr die Partymusik durch, wie sie auf dem Münchener Oktoberfest gespielt wird. In der Notenwerkstatt von Albert Hintermeier hält der Computer Einzug. Wurden früher Noten noch mühsam mit Tuschestiften auf Notenpapier gemalt, kommt jetzt Software zum Einsatz, mit der sich ein professionelles Druck-bild erreichen lässt. Außerdem können Stücke auf Knopfdruck in eine andere Tonart transponiert werden. Noten für den Außeneinsatz werden aus gutem Grund wasserdicht laminiert.
40 Jahre sind seit der Gründung der Blaskapelle vergangen und sie besteht immer noch. Ein Grund also, es gebüh-rend zu feiern. Da der Schützenverein „Diana“ gleichzeitig 120 Jahre besteht, einigt man sich, eine gemeinsame Feier vom 01. – 03. September 2000 auszurichten. Eingeladen werden alle Ortsvereine, sowie befreundete Schüt-zenvereine aus der näheren Umgebung. Als Festhalle steht die Fahrzeughalle der Fa. Willi Geser zur Verfügung. 30 Vereine folgen der Einladung. Neben der Jubiläumskapelle, die den größten Teil der musikalischen Umrahmung bestreitet, sorgen noch die Musikfreunde Wörth/Do., die Blaskapelle Tegernheim, die Jugendblaskapelle Duggen-dorf und die „Pfatterer Buam“ beim Umzug für den nötigen Gleichschritt. Nach dem Festzug folgt noch der Ge-meinschaftschor der beteiligten Kapellen, was vom Publikum mit großem Beifall bedacht wird. Zum Festausklang spielt noch die Blaskapelle aus Donaustauf auf. Die elektronische Ausrüstung wächst nochmal: Mittlerweile gibt es ein Mischpult mit 24 Kanälen, neue Endstufen mit aktiven Frequenzweichen und Instrumentenmikrofone für jeden Musikanten. Das Grundproblem bleibt aber das gleiche: Je intensiver die Verstärkung ist, desto lauter werden auch die Umgebungsgeräusche. 2001 beteiligt sich die Kapelle rege am Dorffest. An der Mauer des Holzer Anwesens – gegenüber des Obstgartens der Familie Schiller – wird eine Bühne mit Überdachung aufgebaut. Dadurch lassen sich alle umliegenden Veran-staltungen der übrigen Vereine gut beschallen. Jeder Verein versucht durch besondere Einfälle, die Gäste anzulo-cken und zu unterhalten. Jedes Jahr ist die Blaskapelle Mintraching fester Bestandteil des Jahresfestes der FF Sallach (Geiselhöring). Immer am letzten Septemberwochenende spielt man auf dem BluVal (Blasmusikfestival) in Straubing. Hier versucht jede Kapelle, das Anspruchsvollste und Beste aus ihrem Repertoire einem erfahrenen Publikum darzubringen. Die Ver-anstalter sind anscheinend so weit zufrieden, dass jedes Jahr eine Einladung ausgesprochen wird.
Die Vereinsfeste, Gründungsfeste, Fahnenweihen werden immer weiter ausgedehnt und aufwändiger. Die Zelte werden größer. Es wird oft auch schon am Donnerstag mit dem Feiern begonnen und erst am Montagabend auf-gehört. In den Zelten findet die althergekommene Blasmusik praktisch nicht mehr statt. Der technische Aufwand für die Beschallung wird so groß, dass das nicht mehr mit eigenen Mitteln erfolgen kann. Mittlerweile sorgen professionelle Veranstaltungstechniker für Licht und Ton. Im Jahr 2011 kann das 50 jährige Gründungsfest gefeiert werden. Michael Geser stellt seine Maschinenhalle dafür zur Verfügung. Für die Bewirtung sorgt die Pächterin der Dorfschänke Marianne Linner. Zur Unterstützung wird die Stadtkapelle Wörth/Do. eingeladen. Obwohl das Fest nicht die Größe der 25 Jahr Feier hat, ist die Kapelle mit dem Ablauf zufrieden. Zu den häufigsten Einsätzen zählen jetzt kleinere Feste „unplugged“ und natürlich Marschieren. Die Flöten bzw. Flötistinnen sind mittlerweile abhandengekommen und auch andere Mitglieder legen ihr Instrument in die Ecke. Durch ein gut geknüpftes Netzwerk können aber im Notfall zusätzliche Musikanten aus der Umgebung verpflich-tet werden. Leider finden sich trotz verschiedener Anwerbeversuche keine neuen Lernwilligen. Zu den größeren Ereignissen zählt die 1000 Jahr Feier der Ortschaft Mangolding 2010, wo auch wieder einmal ein ganzer Abend mit Polkas, Märschen und Volkstänzen bestritten wird. Ein weiteres herausragendes Fest ist das „6-Tage-Rennen“, mit dem der Burschenverein Mintraching sein 111. Gründungsfest feiert. Auch hier wird der Sams-tagabend mit gediegener Blasmusik bestritten. Da der FC Bayern München unter Umständen an diesem Samstag sein Endspiel in der Champions League bestreitet, wird extra der „Stern des Südens“ eingeübt. Wie schon bei der WM 1978 stellt sich auch das wieder als vergebene Mühe heraus. Blasmusik und Fußball scheinen sich einfach nicht vertragen zu wollen…